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Originaltitel: Histoires extraordinaires
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1981
Regie: Maurice Ronet
Alexandre Astruc
Juan Luis Buñuel
Claude Chabrol
Ruy Guerra

Darsteller:
Martin LaSalle
Fanny Ardant
Vittorio Caprioli
Josephine Chaplin
Jean-Claude Drouot
Ginette Leclerc
Pierre Vaneck
Diana Bracho
Mathieu Carrière
Georges Claisse
Pierre Le Rumeur
Michel Pilorgé

Genres:
Mystery
Grusel
TV-Serie

Plot:
Als in französisch-mexikanisch-deutscher Koproduktion sechs Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe adaptiert worden waren, strahlte auch das bundesdeutsche Fernsehen sie schon 1981 aus – im Jahr der Erstveröffentlichung. Hiernach waren sie lange verschwunden, bis Pidax Film Anfang 2020 drei Folgen auf einer DVD veröffentlichte. Für die übrigen drei liegt dem Label leider keine deutsche Synchronisation vor. Halten wir uns also an das, was die DVD zu bieten hat. Und da finden sich drei außergewöhnliche Schätze. Sie alle belassen Poes Geschichten in der Entstehungszeit und lehnen sich recht eng an die jeweilige Vorlage, drücken dem Ganzen dann aber doch einen eigenen Stempel auf. Dies macht unter anderem ihren großen Reiz aus. Poes Geschichten sind eine Basis, die weiterentwickelt, auch verändert, aber nie nur als leere Hülle missbraucht wird. Wie zeigt sich dies in den einzelnen, abgeschlossenen Episoden?

Existenzialistische Schnitzeljagd – „Der Goldkäfer“

Die Episode ist versiert von Maurice Ronet inszeniert, der ansonsten hauptsächlich als Schauspieler agierte. In ihr begeben sich Ulysse (Vittorio Caprioli), sein ergebener Diener Jupiter (Leopoldo Francés) und eine schließlich nur noch aus zwei Personen bestehende Schiffsmannschaft zwecks Schatzsuche auf eine „südlich“ wirkende Insel (bei Poe Sullivan’s Island). Kaum Zufall, dass der bei Poe namenlose Erzähler zu Ulysse wird, also der französischen Bezeichnung für Odysseus: Eine Odyssee müssen auch die Männer bestehen. Die Schnitzeljagd bietet neben Skarabäen- und Todessymbolik ausgeklügelte Dechiffriertaktik sowie jede Menge Seemannsgarn. Zudem hat die Folge diverse Schauwerte, da sich auf der Insel außer Tropen- und Wüstenlandschaften auch eine fast schon abstrakt monochrome Höhle befindet. All dies stünde sicherlich auch einem Indiana Jones gut an, geht aber in eine ganz andere Richtung. Von Anfang an müssen wir fürchten, dass Ulysse nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Diese Mutmaßung wird auch offen ausgesprochen, und die Folge ist die einzige der DVD, die daraus einen Anflug von Humor zaubert. Letztlich schreckt der Film aber vor zu offensichtlichen Gags zurück, beispielsweise wenn unsere vier Dilettanten recht plump Fallen legen und wir darauf warten, dass sie selbst in diese segeln. Es wird böse, und das Ende ist etwas abrupt. Wir ahnen das Schicksal aller, sehen es aber nicht mehr bei allen.

„Der Goldkäfer“: Beim Jupiter, was für eine Odyssee – der Schatzsucher und sein Diener

Gerechtfertigt ist dies durch einen Kniff, eben der Mehrwert gegenüber Poe, der sich in der Vorlage stark für das Dechiffrieren einer Geheimbotschaft interessierte. Zentral ist Ulysses Aussage, es sei letztlich egal, ob man den Schatz finde – Hauptsache, man suche ihn. Hier steckt mehr Sartre als Poe im Drehbuch, ist dieser Monolog doch geradezu existenzialistisch geprägt. Der Mensch als einziges Wesen, dessen Existenz der Essenz vorausgehe und der doch daran verzweifeln könne, dass er sei, ohne zu wissen, warum und zu welchem Zweck. Die Schatzsuche als Sinnsuche. Oder, um neben Sartre noch Kästner zu erwähnen: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“ Wobei nicht zuletzt eine herrlich falsch gespielte Volksmusik über dem Abspann sarkastisch unterstreicht: Das Gute endet bös. Dies darf ruhig verraten werden. Keine der drei Folgen ist von einem Clou am Ende geprägt. Sie decken ihre Karten schon früh auf, aber auf das Wie kommt es an.

Bacchanal des Wahnsinns – „Die Methode von Dr. Thaer und Professor Fedders“

Auch hier lässt sich das Entscheidende bald ahnen: Die „Verrückten“ haben die französische Nervenheilanstalt, in der die Geschichte spielt, längst übernommen und die Rollen zwischen Insassen und Leitung/Personal vertauscht. Während „Der Goldkäfer“ die Suche nach einem Ort beschreibt, pflegen die anderen beiden Geschichten die Einheit des Ortes. Ebenfalls eng an Poe angelehnt, kommt der junge Lucien (Jean-François Garreaud) in ein Schloss, von dem er entgegen dem DVD-Klappentext aber schon vorher weiß, dass es sich um eine „Irrenanstalt“ handelt. Dort arbeite der Leiter, Dr. Maillard (Pierre Le Rumeur), angeblich nach der titelgebenden Methode, die den Insassen maximale Freiheit und Akzeptanz ihrer Gebaren und Vorstellungen erlaube. Maillard empfängt den Besucher überaus freundlich, wobei er berichtet, dass die Methode einen kolossalen Misserfolg gehabt habe und geändert werden musste. Der Einladung zum Dinieren kann und will sich Lucien nicht entziehen – doch dieses Fest wird ein wahres Bacchanal des Wahnsinns. Was so auch schon bei Poe vorkommt, wird unter der Hand des Regie-Meisters Claude Chabrol zu einer orgiastisch beunruhigenden Grenzerfahrung erster Güte. Dass die Grenzen zwischen angeblich verrückt und angeblich normal verschwimmen, war zur Entstehungszeit der Kurzgeschichte bemerkenswert modern. 1981, als längst einer über das Kuckucksnest geflogen war, hätte diese Pointe allein den Film aber kaum tragen können. Chabrol scheint das gespürt zu haben und uns wie sein Kollege in Episode 1 zu sagen: Auf das Wie kommt es an. Und da schöpft er aus dem Vollen, steigert den Wahnsinn peu à peu bis zum Surrealen, gar Ekligen, womit er uns in einen faszinierenden wie erschreckenden Sog zieht.

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DVD Details:

Freigabe: FSK 16
Fassung indiziert? Nein
Laufzeit: 161:38 Min. (159:01 Min. o. A.)

Regionalcode: RC 0
DVD-Format: DVD-5 (4,7 GB)
TV-Norm: PAL
Bildformat: 1,33:1

Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono)

Untertitel: Keine

Extras:

Trailer "Komm zurück Lucy" (1:51 Min.)
Trailer "Der Fluch" (1:44 Min.)

Laufzeit:
Folge 01 "Der Goldkäfer" (53:22 Min./ 52:29 Min. o. A.)
Folge 02 "Die Methode von Dr. Thaer und Prof. Fedders" (53:28 Min./ 52:34 Min. o. A.)
Folge 03 "Maelzels Schachspieler" (54:48 Min./ 53:58 Min. o. A.)

Thumbs Folgen 1-3:
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Parts: 8
Größe: 7,2GB gezippt auf DDL, Uploaded und Rapidgator
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